31. Mai 2014
Geschrieben von White & Case LLP

WHITE & CASE PRIVATE EQUITY STUDIE: 2014 KÖNNTE SPITZENJAHR FÜR DEALS IN EUROPA WERDEN

 

WHITE & CASE PRIVATE EQUITY STUDIE:
2014 KÖNNTE SPITZENJAHR FÜR DEALS IN EUROPA WERDEN


Starker Anstieg der IPO-Exits im ersten Quartal, Erholung bei Buyouts Deutschland mit Nachholbedarf, „Hotspots“ liegen in UK und Südeuropa Mid-Market stark, Industriesektor dominiert
Neue Fremdkapitalquellen für Buyouts 

 


Frankfurt, 30. Mai 2014 – In einer aktuellen Studie in Zusammenarbeit mit Mergermarket sieht die internationale Anwaltssozietät White & Case Zeichen dafür, dass 2014 zu einem starken Jahr für Europas Private-Equity-Markt wird. So haben allein Exits über Börsengänge (IPOs) im ersten Quartal 2014 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 350 Prozent zugelegt. Damit setzt sich die starke Entwicklung von 2013 fort, denn schon im vergangenen Jahr kamen Europas Private-Equity-Firmen auf insgesamt 702 Exits, die höchste Zahl seit dem Rekordjahr 2007. Das Transaktionsvolumen der Exits belief sich 2013 auf 65,3 Milliarden Euro, was in etwa dem Dreifachen des Werts von 2009 entspricht.


Auch das Buyout-Geschäft hat sich erholt: 2013 fanden 912 Buyouts im Gesamtvolumen von 73,5 Milliarden Euro statt. Im Jahr 2009, als die Banken sich vom Markt zurückzogen und die wirtschaftliche Ungewissheit das Vertrauen belastete, belief sich das Buyout-Volumen in Europa auf nur 30,5 Milliarden Euro bzw. 672 Transaktionen.


Deutschland hinkt noch hinterher


Doch der Private-Equity-Markt hat sich nicht überall in Europa im gleichen Maße erholt. So ist der deutsche Markt nach Worten von Andreas Stilcken, Private-Equity-Partner bei White & Case in Deutschland, eher noch etwas behäbiger als noch vor einem Jahr. „Ein Mangel an Finanzierungsmöglichkeiten kann hierfür kaum der Grund sein, denn diese sind recht gut zugänglich“, so Stilcken. „So dürfte die Zurückhaltung eher daran liegen, dass es aus Käufersicht an attraktiven, angemessen bepreisten Assets mangelt.“


Ein Trend ist laut Stilcken mit Blick auf die Verkäuferhaftung auszumachen: „Bei Deals ersetzen die Verkäufer ihre Haftung durch speziell arrangierte Versicherungspakete, die vom Käufer abgeschlossen werden, so genannte Stapled Insurances“, so der Private-Equity- Experte weiter. 
 

Europäische Hotspots mit unterschiedlichen Deal-Treibern


Was das Transaktionsvolumen betrifft, so entfielen 2012 und 2013 wertmäßig 39 bzw. 26 Prozent der europäischen Deals auf Großbritannien. Weitere Deal-Hotspots in Europa waren Südeuropa (Spanien, Italien und Griechenland), die nach Anzahl der Transaktionen in den Jahren 2012 und 2013 28 bzw. 30Prozent ausmachten sowie nach Transaktionsvolumen 22 und 25 Prozent der in Europa abgeschlossenen Deals.


Im Gegensatz zu Großbritannien, wo die Deal-Aktivität in erster Linie vom Wachstum getrieben war, halten Investoren in Südeuropa eher Ausschau nach Chancen für Turnaround-Strategien und den günstigen Aufkauf von Assets. Das betrifft vor allem stark angeschlagene spanische Sparkassen, die in den Boomjahren umfangreiche Beteiligungs- Portfolios aufgebaut haben und nun zur Sanierung bzw. zur Finanzierung über den Verkauf ihrer Assets zu Dumpingpreisen gezwungen sind.


Leistungsfähige IPO- und Refinanzierungsmärkte


Mit Blick auf Gesamteuropa haben nicht nur nachlassende Sorgen um Staatsschuldenkrisen zum Erholungsprozess im Private-Equity-Markt beigetragen, sondern auch niedrige Zinsen und neue alternative Quellen für die Akquisitionsfinanzierung wie etwa besicherte Finanzierungen (Asset Based Lending). Im Ergebnis profitieren Private-Equity-Investoren erstmals wieder von einer gewissen Prognosesicherheit im Hinblick auf die künftige Gewinnentwicklung. Das erleichtert sowohl Bewertungen als auch Verhandlungen mit Verkäufern.


Private-Equity-Firmen haben die wiedererstarkten IPO- und Refinanzierungsmärkte gut für sich nutzen können. Nach Zahlen von EY gab es 2013 an europäischen Börsen 24 IPOs von durch Private Equity finanzierten Unternehmen mit Emissionserlösen von insgesamt 11,3 Milliarden US-Dollar. Gerade einmal ein Jahr davor wurden lediglich vier Private-Equity- finanzierte Unternehmen an die Börse gebracht, die Kapital in Höhe von nur 1,46 Milliarden US-Dollar aufnahmen.


Auch die Refinanzierungstätigkeit zog wieder an. Laut Analysen von Standard & Poor’s für den europäischen Markt refinanzierten Private-Equity-Firmen Fremdkapital ihrer Portfoliounternehmen in den ersten neun Monaten 2013 in Rekordhöhe: 23 Milliarden Euro.


Durch die starke Entwicklung bei Exits und Rekapitalisierungen über Ausschüttungen konnten Private-Equity-Firmen erhebliche Summen an ihre Investoren auskehren – und diese dann schnell wieder für neu aufgelegte Fonds gewinnen. Somit stehen nunmehr reichlich Mittel zur Verfügung, um in neue Transaktionen zu fließen.


Mid-Market-Transaktionen und Industriesektor stark


Gerade im mittleren Marktsegment mit Transaktionsvolumina zwischen 15 und 500 Millionen Euro haben Transaktionen zugenommen. 2013 fanden in Europa 422 Mid-Market-Deals statt und damit nach Anzahl 18 Prozent mehr als 2012 bzw. sogar 61 Prozent mehr als noch 2009. Das gesamte Transaktionsvolumen in diesem Segment belief sich 2013 auf 49,5 Milliarden Euro und ist damit mehr als 20 Prozent höher als im Vorjahr.


Was die Sektoren betrifft, so erfreuten sich vor allem Industrie- und Chemieunternehmen sowie Konsumgüterhersteller wachsender Beliebtheit bei Private-Equity-Investoren. Auf Industrie/Chemie entfielen 2013 nach Anzahl 24 Prozent der Buyouts und nach Transaktionsvolumen 18 Prozent, während der Konsumgütersektor zahlen- und volumenmäßig 16 bzw. 13 Prozent aller Transaktionen ausmachte.


Neueinsteiger verstärken Wettbewerb


Große internationale Pensionsfonds, die die Kosten ihrer Kapitalanlage senken wollen, bemühen sich aktiv um eine Ausweitung ihrer Direktinvestitionen, die sie auch in Form von Co-Investments mit Private-Equity-Firmen umzusetzen. Eine von Preqin unter 140 Investoren und 80 Private-Equity-Fondsmanagern durchgeführte Umfrage ergab, dass 52 Prozent der Investoren ihre Co-Investment-Tätigkeit 2014 verstärken wollen, während 31Prozent der Fondsmanager davon ausgehen, im kommenden Jahr weitere Co- Investment-Chancen anbieten zu können.


Auch Family Offices sind am Markt zunehmend präsenter. Preqin zufolge ist die Zahl der Family Offices, die aktiv in Private Equity investieren, im Jahr 2013 um 29 Prozent gestiegen. Mit der Präsenz neuer Akteure am Private-Equity-Markt wird der Wettbewerb um Deals aller Voraussicht nach zunehmen.


Alternative Fremdkapitalquellen für Buyouts


In den letzten Jahren haben sich immer mehr Finanzierungsmöglichkeiten für europäische Private-Equity-Firmen ergeben. „Langsam, aber sicher dringen alternative Kreditgeber auf dem deutschen Markt vor“, sagt auch White & Case Partner Andreas Stilcken. „So füllen sie die Lücken, die der Rückzug einiger etablierter Player wie etwa Landesbanken hinterlassen hat.“


Hochzinsanleihen und Kredit-Fonds gelten mittlerweile als überzeugende Finanzierungsmöglichkeiten für Private-Equity-Buyouts. Nach Schätzungen von DC Advisory entfallen bei Mid-Market-Buyouts bereits 46Prozent der Emissionstätigkeit auf bankenfremde Kreditgeber. 2007 betrug der Marktanteil bankenfremder Kreditgeber lediglich 17 Prozent.


Für Private-Equity-Häuser vor allem im Mid-Market ist die neue Generation von Kredit-Fonds eine ernsthafte Alternative zu traditionellen Kreditinstituten. Ein gutes Beispiel dafür sind sogenannte Unitranche-Produkte, die sowohl Senior- als auch nachrangige Fremdkapitalkomponenten in einer einzigen Tranche kombinieren und sich am Markt zunehmender Beliebtheit erfreuen. Verzinst werden diese Produkte mit einer sogenannten „Blended Rate“, einem Durchschnittsatz.


Drei Herausforderungen für Private Equity


Das Private-Equity-Geschäft mag sich derzeit beleben, doch es wird zugleich immer komplexer. Die Zahl grenzüberschreitender Transaktionen steigt, während sich die Fremdkapitalmärkte zunehmend diversifizieren. Daher müssen Private-Equity-Häuser den Veränderungen am Markt stets ein paar Schritte voraus sein.


Leicht verfügbares Fremdkapital und reichlich „Dry Powder“ in Form noch nicht abgerufener Investoren-Commitments dürften den Wettbewerb um neue Deals anfachen. Hier ist bei Private-Equity-Firmen Disziplin gefragt, um nicht überhöhte Preise zu zahlen.


Die Zinsen könnten steigen, das IPO-Fenster sich schließen. Bislang waren die Konditionen für Buyouts und Exits günstig, doch die Private-Equity-Branche muss sich auch flexibel auf abkühlende Märkte einstellen. 
 


Über White & Case

White & Case LLP ist eine der führenden internationalen Anwaltssozietäten und in den entscheidenden wirtschaftlichen Zentren der Welt an 39 Standorten in 26 Ländern präsent. In Deutschland sind mehr als 200 Rechtsanwälte, Steuerberater und Notare in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg und München für White & Case tätig (www.whitecase.de). 

 

 

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