Frankfurt am Main, 12. September 2024 – Fast zwei Drittel der Dealmaker erwarten, dass die M&A-Aktivitäten in Europa in den nächsten zwölf Monaten zunehmen werden, darunter 20 Prozent, die von einem deutlichen Anstieg ausgehen. Dies geht aus dem European M&A Outlook 2025 der internationalen Wirtschaftskanzlei CMS hervor, der heute gemeinsam mit Mergermarket veröffentlicht wurde. Diese Ergebnisse kontrastieren stark mit den Vorhersagen des letzten Jahres, als nur drei Prozent einen deutlichen Anstieg prognostizierten.
Nach den letzten schwierigen Jahren gab es im ersten Halbjahr 2024 Anzeichen einer Erholung im europäischen M&A-Markt. Laut der Zahlen von Mergermarket belief sich der Transaktionswert aller Fusionen und Übernahmen in Europa auf 439 Milliarden Euro, was einem Anstieg von 31 Prozent gegenüber den ersten sechs Monaten des Jahres 2023 entspricht. Das Transaktionsvolumen ging im gleichen Zeitraum jedoch im Vergleich zu den 8.579 Deals, die im ersten Halbjahr 2023 gemeldet wurden, um acht Prozent zurück.
Louise Wallace, Leiterin der internationalen CMS Corporate/M&A Group, erklärt: „Im vergangenen Jahr meldeten die Dealmaker in Erwartung größerer Gewissheit über die Zinssätze noch weniger große Transaktionen. 2024 scheinen sie sich nun wieder stärker auf größere Transaktionen zu konzentrieren, was ein Zeichen dafür ist, dass das Vertrauen in den Markt allmählich zurückkommt.”
DIGITALISIERUNG UND ANDERE TREIBER
Fast ein Fünftel der Befragten (17 Prozent) geht davon aus, dass die Digitalisierung in den kommenden zwölf Monaten in Europa der wichtigste Katalysator für M&A-Aktivitäten auf der Käuferseite sein wird. Daneben treten eine Reihe weiterer Faktoren, die den Abschluss von M&A-Deals fördern:
Während in der Pandemie und in den Jahren unmittelbar nach der Krise die Digitalisierung im Zentrum der Fusions- und Übernahmestrategien stand, nennen die Dealmaker heute beispielsweise zudem die Krisensituation von Unternehmen (14 Prozent) oder das wachsende Interesse ausländischer Erwerber (ebenfalls 14 Prozent) als Treiber für M&A-Deals. Diese Vielzahl von Motivationsfaktoren deutet auf einen zunehmend gesunden europäischen
M&A-Markt hin.
DISKREPANZEN BEI DER BEWERTUNG
Die unterschiedlichen Preiserwartungen von Käufern und Verkäufern kristallisieren sich inzwischen als das größte Hindernis heraus, Transaktionen abzuschließen: 24 Prozent der Befragten gaben an, dass dieser Aspekt in den nächsten zwölf Monaten das Haupthindernis sein werde.
Bewertungsunterschiede zwischen Käufern und Verkäufern sind nach Marktkorrekturen oder -schocks normal. Allerdings scheint es aktuell länger als in der Vergangenheit zu dauern, bis dieser Knackpunkt überwunden ist, denn die Preisfindung ist nach wie vor schwierig. Da die Aktienindizes im vergangenen Jahr gestiegen sind, beispielsweise der MSCI World bis Ende Juni 2024 um mehr als 20 Prozent, sind die Unternehmensbewertungen trotz höherer Finanzierungskosten in einem nach wie vor unsicheren wirtschaftlichen Umfeld hoch geblieben.
UNTERSCHIEDLICHER BLICK AUF DAS VEREINIGTE KÖNIGREICH UND IRLAND
Die Befragten sind geteilter Meinung darüber, wie sich der M&A-Markt im kommenden Jahr im Vereinigten Königreich und in Irland entwickeln wird. Hinsichtlich des erwarteten Wachstums liegt die Region mit kombiniert 32 Prozent nach Erst- und Zweitnennungen an Position eins. Gleichzeitig glauben viele Befragte, dass dort die M&A-Aktivititäten am wenigsten wachsen werden, da 31 Prozent die Region als erste oder zweite Wahl in dieser Kategorie genannt haben.
INTERESSE AUS DEM NAHEN OSTEN
Vor dem Hintergrund der anhaltend hohen Ölpreise schauen sich Investoren aus dem Nahen Osten in Europa nach M&A-Möglichkeiten um. Laut Mergermarket lag der durchschnittliche Gesamtwert der von Bietern aus dem Nahen Osten initiierten westeuropäischen Deals zwischen 2016 und 2021 jedes Jahr bei knapp sechs Milliarden US-Dollar. Allein im ersten Halbjahr 2024 meldeten Käufer aus dem Nahen Osten westeuropäische Deals im Wert von fast 23,3 Milliarden US-Dollar. Die Angaben der Befragten spiegeln diesen Trend, denn 42 Prozent sagten, dass ihnen im vergangenen Jahr mehr Käufer aus dem Nahen Osten auf den europäischen M&A-Märkten aufgefallen sind.
VIELFALT IST WICHTIG
Hinsichtlich der Zielunternehmen bezeichnen mit 90 Prozent nahezu alle Befragten den Faktor „Vielfalt” als einen wichtigen Aspekt. Es gibt allerdings regionale Unterschiede: Befragte aus skandinavischen Ländern und dem DACH-Raum messen der Vielfalt große Bedeutung bei und 48 Prozent gaben an, dass dieser Aspekt ein entscheidender Faktor sei. Dagegen teilen nur
13 Prozent beziehungsweise neun Prozent der befragten Dealmaker aus Südosteuropa und Mittel- und Osteuropa diese Ansicht.
AUSBLICK
Nach einer ruhigeren Phase im Jahr 2023, in der europäische Dealmaker die rapide steigende Inflation und erhöhten Zinssätze verarbeiten mussten, deuten die bisherigen Anzeichen für 2024 darauf hin, dass die M&A-Aktivitäten in der gesamten Region wieder zunehmen.
Dr. Malte Bruhns, Leiter der internationalen CMS Corporate/M&A Group, fügt an: „Obwohl die Zinssätze im Vergleich zu dem, was erwartet wurde, nach wie vor hoch sind, besteht Konsens darüber, dass die Inflation nun weitgehend unter Kontrolle ist und dass die systemrelevanten Zentralbanken in Europa sich vor Jahresende 2024 für mindestens eine oder zwei weitere Zinssenkungen entscheiden werden. Sofern dies passiert, könnten die Bewertungsunterschiede zwischen Käufern und Verkäufern als eines der Haupthindernisse für Fusionen und Übernahmen, das sich länger als von vielen erwartet gehalten hat, allmählich an Bedeutung verlieren. Selbst wenn es keine nennenswerten Zinssenkungen geben sollte, gibt das Gefühl, dass die Zinssätze ihren Höhepunkt erreicht haben, den Dealmakern beim Abschluss von Transaktionen mehr Sicherheit.”
Den kompletten CMS European M&A Outlook 2025 können Sie hier lesen.
Methodik
Im zweiten Quartal 2024 befragten Mergermarket-Führungskräfte von 240 Corporates und 90 Private-Equity-Unternehmen in Europa, Nord- und Südamerika sowie im asiatisch-pazifischen Raum zu ihren Erwartungen an den europäischen M&A-Markt im kommenden Jahr. Von den 330 befragten Führungskräften haben 70 Prozent ihren Hauptsitz in Europa, während die restlichen 30 Prozent sich gleichmäßig auf Nord- und Südamerika sowie den asiatisch-pazifischen Raum verteilen. 92 Prozent aller Befragten waren in den letzten zwei Jahren an einer M&A-Transaktion beteiligt und 95 Prozent planen im nächsten Jahr eine M&A-Transaktion. Alle Antworten sind anonymisiert und die Ergebnisse werden als Gesamtwerte dargestellt.
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