München, 4. September 2024
KI-Technologien spielen in den Rechtsabteilungen deutscher Unternehmen noch eine untergeordnete Rolle. Limitierend wirkt sich insbesondere der geringe Digitalisierungsgrad vieler Rechtsabteilungen aus. Zugleich wird das Potential des Einsatzes von künstlicher Intelligenz hoch angesiedelt. Das sind wesentliche Ergebnisse einer Studie der Kanzlei Noerr.
Die Studie basiert auf einer im April und Mai dieses Jahres durchgeführten Umfrage unter Rechtsabteilungen von großen deutschen Unternehmen verschiedenster Branchen (Jahresumsatz fast durchweg über 100 Millionen Euro). In 100 Interviews wurde nach dem Einsatz von KI in der Rechtsabteilung sowie zu den Beratungsthemen der Abteilungen in diesem Bereich gefragt.
Nur jedes vierte Unternehmen setzt KI-Tools ein
Derzeit setzt lediglich ein Viertel der befragten Rechtsabteilungen KI-Tools ein. Gleichwohl plant etwas mehr als die Hälfte (53 Prozent) die Einführung von KI-Systemen bis 2025. Mehrheitlich sollen KI-Tools zur Analyse von Dokumenten und Texten sowie zum Dokumentenmanagement zum Einsatz kommen. KI-Tools zur automatisierten rechtlichen Beratung spielen beinahe keine Rolle.
„Die Umfrage zeigt, dass die Rechtsabteilungen das Potential von KI für ihre Tätigkeit klar erkannt haben“, sagt Prof. Dr. Peter Bräutigam, Noerr-Partner und einer der Studienautoren. Fast zwei Drittel (61 Prozent) der befragten Rechtsabteilungen versprechen sich vom KI-Einsatz eine Reduktion repetitiver Arbeiten. Andererseits erwarten nur 42 Prozent direkte Kosteneinsparungen.
Geringer Digitalisierungsgrad
„Die Einführung von KI-Tools ist aus Sicht der Befragten mit hohem Kostenaufwand verbunden“, betont Peter Bräutigam. „Vor allem müssen viele Rechtsabteilungen noch massiv in Digitalisierung investieren – das ist aber die Voraussetzung für einen sinnvollen KI-Einsatz.“ Nach der Befragung schreiben sich gerade einmal 43 Prozent der Rechtsabteilungen eine mindestens etablierte digitale Reife zu, davon lediglich 9 Prozent einen hohen Digitalisierungsgrad.
Ein Großteil der Befragten gab an, bei der Implementierung von KI-Tools überwiegend auf Standardlösungen zu setzen (62 Prozent), lediglich 23 Prozent wollen eigene Tools entwickeln. Allerdings: 66 Prozent haben für KI-Tools noch kein Budget eingeplant. Zudem planen die Rechtsabteilungen aktuell durchschnittlich nur 6,3 Prozent ihrer Legal-Tech-Budgets für KI ein.
„KI-Technologien werden absehbar die juristische Arbeit durch Automatisierung repetitiver Aufgaben und die Analyse großer Datenmengen revolutionieren“, sagt Peter Bräutigam. Insofern sei die konservative Erwartungshaltung hinsichtlich des künftigen Einsatzes von KI in der Rechtsabteilung bemerkenswert. Lediglich ein Fünftel der Befragten rechnen damit, dass KI-Tools die vorhandene Legal-Tech-Infrastruktur optimieren oder ergänzen wird.
Fehlende KI-Richtlinien
Ein Grund für die niedrige Erwartungshaltung: Zwei Drittel der Umfrageteilnehmer sehen den Markt für juristische KI-Tools noch unterentwickelt und beklagen mangelnde Transparenz. Herausfordernd seien nach Aussage von 73 Prozent der Befragten zudem die Schulung von Mitarbeitenden.
Im Hinblick auf die Sicherheit sehen zudem 44 Prozent in KI-Technologien ein Sicherheitsrisiko. „Risiken bestehen durchaus – diese resultieren aber häufig daraus, dass KI zwar bereits genutzt wird, es aber keine Regelungen zum Einsatz innerhalb des Unternehmens gibt“, sagt Peter Bräutigam. So verfügen derzeit lediglich 15 Prozent der befragten Unternehmen über KI-Richtlinien, weitere 27 Prozent entwickeln diese. Mit der so geduldeten, aber nicht durch entsprechende Richtlinien reglementierten Nutzung von KI sind erhebliche rechtliche Risiken verbunden, etwa in Bezug auf den Datenschutz, den Schutz von Geschäftsgeheimnissen oder das Mandatsgeheimnis.
Hoher Beratungsbedarf
Das Thema KI sorgt zudem bereits heute für eine hohe Auslastung der Ressourcen der befragten Rechtsabteilungen. Über die Hälfte der Rechtsabteilungen gab an, unternehmensintern bereits zu KI-Fragen beraten zu haben. Inhaltlich drehten sich die Anfragen primär um Compliance-Angelegenheiten und IP-Themen und wurden vornehmlich aus den Abteilungen IT und Management gestellt.
Zugleich sind mit der KI-Compliance im Unternehmen meist die Rechtsabteilungen betraut (62 Prozent). Datenschutzbeauftragte (56 Prozent) und Compliance-Abteilungen (48 Prozent) sind deutlich weniger damit befasst.
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