13. September 2023
Geschrieben von CMS Hasche Sigle

CMS European M&A Outlook 2024: Ist die Wende in Sicht? - Gemischte Erwartungen für Deal-Aktivitäten angesichts wirtschaftlicher Unsicherheit, mit optimistischeren Private-Equity-Aussichten

  • 43 Prozent der Dealmaker erwarten für die nächsten zwölf Monate einen Rückgang der europäischen M&A-Aktivitäten, während 35 Prozent mit einem Anstieg rechnen. Private-Equity-Dealmaker haben dabei die optimistischste Markteinschätzung. Zum selben Zeitpunkt letztes Jahr rechneten noch 73 Prozent der Dealmaker mit einem Anstieg der M&A-Aktivitäten.
  • Der Transaktionswert im ersten Halbjahr 2023 belief sich auf 316 Milliarden Euro gegenüber 596 Milliarden Euro im ersten Halbjahr 2022. Dies entspricht einem Rückgang von 47 Prozent.
  • Das Transaktionsvolumen betrug im ersten Halbjahr 2023 7.608 gegenüber 8.635 Transaktionen im ersten Halbjahr 2022. Dies entspricht einem Rückgang von zwölf Prozent. 
  • Inflationsdruck (40 Prozent) und eine schwache Konjunktur (38 Projekt) werden als Haupthindernisse für die Finanzierung von Übernahmen im kommenden Jahr genannt.
  • 85 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass ESG-Aspekte bei M&A-Aktivitäten in den nächsten drei Jahren wichtiger werden.
  • Unterbewertete Ziele (36 Prozent) und Turnaround-Möglichkeiten (35 Prozent) werden im kommenden Jahr als die wichtigsten Treiber für M&A-Aktivitäten gesehen.
  • Das höchste Wachstum bezüglich des Transaktionsvolumens wird für die Sektoren TMT (37 Prozent) und Energie (36 Prozent) erwartet. 
  • Fast die Hälfte der Dealmaker (47 Prozent) gehen davon aus, dass im Vereinigten Königreich und in Irland die M&A-Aktivitäten am meisten zunehmen werden, gefolgt von der iberischen Halbinsel und den Benelux-Staaten (29 Prozent).

Berlin – 43 Prozent der Dealmaker erwarten, dass die M&A-Aktivitäten in Europa in den nächsten zwölf Monaten zurückgehen werden. Gleichzeitig prognostiziert eine große Minderheit (35 Prozent) einen Anstieg, wobei besonders Akteure in der Private-Equity-Branche deutlich optimistischer sind. Dies geht aus dem European M&A Outlook 2024 der internationalen Wirtschaftskanzlei CMS hervor, der heute gemeinsam mit Mergermarket veröffentlicht wurde. Die Ergebnisse des Berichts unterscheiden sich erheblich von den Erwartungen des letzten Jahres, als 73 Prozent einen Anstieg der M&A-Aktivitäten prognostizierten.

Die M&A-Aktivitäten in Europa waren im Jahr 2023 von einer Reihe von Faktoren geprägt, darunter höhere Inflation, steigende Zinssätze und unsichere Wirtschaftsaussichten. Diese Herausforderungen führten in der ersten Hälfte des Jahres 2023 zu einem Rückgang des europäischen Transaktionswerts um 47 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (von 596 Milliarden Euro auf 316 Milliarden Euro), obwohl das europäische Transaktionsvolumen gegenüber 2022 nur moderat um zwölf Prozent zurückging (von 8.635 auf 7.608 Transaktionen). Insgesamt ist der M&A-Markt in diesem Jahr durch kleinere Transaktionen gekennzeichnet. Dies stellt eine Abkehr vom in den Jahren 2021 und 2022 beobachteten Trend dar.

BESCHEIDENERE UND AUSEINANDERGEHENDE ERWARTUNGEN FÜR DEN M&A-MARKT 

Angesichts der zunehmend schwierigen makroökonomischen Umstände erwarten nur 35 Prozent der Dealmaker im nächsten Jahr einen Anstieg der europäischen M&A-Aktivitäten, während 43 Prozent von einem Rückgang ausgehen. Letztes Jahr um diese Zeit hatten noch 73 Prozent einen Anstieg erwartet. Der European M&A Outlook 2024 zeigt zudem, dass die Erwartungen innerhalb der Befragtengruppe auseinandergehen: Private-Equity-Dealmaker sind deutlich optimistischer als ihre Pendants aus dem Unternehmenssektor. Nur 24 Prozent der befragten Private-Equity-Unternehmen erwarten einen Rückgang der Fusionen und Übernahmen in Europa, gegenüber 49 Prozent der befragten Unternehmen.

GERINGERE RISIKOBEREITSCHAFT

Als einen Hauptgrund für diese Verschiebung identifiziert die CMS-Analyse weniger risikobereite Käufer, was durch die gestiegenen Finanzierungskosten und die vorsichtige Kreditvergabepraxis noch verstärkt wurde. Die Folgen der Bankenzusammenbrüche sowohl in den USA als auch in Europa Anfang 2023 haben bei den Marktteilnehmern zusätzlich für Zurückhaltung gesorgt. Als Reaktion auf die anhaltende Inflation wurden die Zinssätze in Europa, den USA und im Vereinigten Königreich mehrfach erhöht. 48 Prozent der Befragten geben an, dass die Inflation und der Zinsdruck in den nächsten zwölf Monaten die größten Hindernisse für den Abschluss von Deals darstellen werden. Gleichzeitig gibt es weniger Befürchtungen, dass einzelne Länder in eine Rezession rutschen könnten, da die Inflation seit Anfang des Jahres zurückgegangen ist.

Louise Wallace, Leiterin der internationalen CMS Corporate/M&A Group, erklärt: „Nach dem Höhenflug der M&A-Aktivitäten in der Zeit nach der Pandemie bekommt der europäische Markt nun die Auswirkungen eines veränderten makroökonomischen Umfelds zu spüren. Im Jahr 2021 und sogar noch 2022, als die Inflation auf ein seit Jahrzehnten nicht mehr gesehenes Niveau anstieg, brachen die Transaktionsvolumina weiterhin Rekorde und der Gesamtwert blieb höher als vor der Pandemie. Wir beobachten jetzt allerdings, dass die Transaktionsaktivitäten in ganz Europa allmählich das schwierigere makroökonomische Umfeld widerspiegeln.“

Die jüngste Anhebung der BIP-Prognosen für die Europäische Union durch die Europäische Kommission, die für 2023 und 2024 ein Wachstum von einem Prozent beziehungsweise von 1,7 Prozent prognostiziert, bietet jedoch Anlass für Optimismus in einem ansonsten unsicheren Wirtschaftsklima. Die Prognosen für die M&A-Aktivitäten im nächsten Jahr sind zwar gemischt, wobei Private-Equity-Firmen optimistischer sind als die Unternehmensseite, allerdings rechnet ein erheblicher Anteil der Branchenexperten mit einer aktiven Beteiligung am M&A-Markt. Dies lässt auf ein gesundes Maß an Aktivitäten in naher Zukunft schließen. Da die Bewertungen sich im Laufe des Jahres 2023 stabilisiert haben, sind die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass sich mittelfristig mehr Käufer und Verkäufer über Abschlüsse einig werden.

ESG-ASPEKTE WERDEN NEUE MÖGLICHKEITEN FÜR DEALS SCHAFFEN

64 Prozent der Dealmaker glauben, dass die europäischen ESG- und Klimawandelvorschriften neue Möglichkeiten für Transaktionen eröffnen werden. 93 Prozent geben an, dass ESG-Überlegungen ein wesentliches Element der Due-Diligence-Prüfung ihrer Unternehmen darstellen, und 85 Prozent der Befragten erwarten, dass ESG-Aspekte in den nächsten drei Jahren bei Fusionen und Übernahmen wichtiger werden.

DEAL-TREIBER

Ähnlich wie bei der letztjährigen Umfrage sehen die Dealmaker unterbewertete Ziele (36 Prozent) und Turnaround-Möglichkeiten (35 Prozent) als die wichtigsten Katalysatoren für M&A-Aktivitäten in Europa im kommenden Jahr. Dieser Trend war zu erwarten, da die Bewertungen von börsennotierten Unternehmen in den letzten 18 Monaten gesunken sind.

FLORIERENDE BRANCHEN

Mehr als ein Drittel der Dealmaker geht davon aus, dass die Sektoren TMT (37 Prozent) und Energie (36 Prozent) den größten Zuwachs an Transaktionen in Europa erleben werden. Dagegen glauben 42 Prozent, dass die Pharma-, Medizin- und Biotechnologiesektoren das langsamste Wachstum aufweisen werden. Während im vergangenen Jahr noch 68 Prozent der Dealmaker den TMT-Sektor als eine der beiden Top-Branchen favorisierten, könnte der jüngste Rückgang zum Teil auf die beträchtliche Neubewertung von Technologieaktien in den letzten zwölf bis 18 Monaten zurückzuführen sein. Die anhaltende Bedeutung des TMT-Sektors unterstreicht jedoch das unerschütterliche Vertrauen der Anleger in die künftige Expansion in diesem Bereich und den Technologiebedarf von Unternehmen, da in einer Reihe von Branchen die digitale Transformation weiterhin im Fokus steht. Ein anschauliches Beispiel für diesen Trend war in der ersten Jahreshälfte 2023 die Übernahme des dänischen Datenanbieters SimCorp durch die Deutsche Börse für vier Milliarden Euro. Diese Transaktion unterstreicht das Bestreben der Börsengruppe, ihre Kompetenzen im Bereich der Datenanalyse für den neu gegründeten Bereich der Investment-Management-Lösungen zu stärken.

GEOGRAFISCHE UNTERSCHIEDE

Die Erwartungen für M&A-Aktivitäten in verschiedenen europäischen Regionen haben sich im Vergleich zum Vorjahr deutlich verändert. Mit Blick auf die nächsten zwölf Monate prognostizieren die Dealmaker einen beträchtlichen Anstieg der Transaktionen im Vereinigten Königreich und in Irland. Die beiden Länder führen nun mit beträchtlichem Abstand auf der Liste und fast die Hälfte (47 Prozent) der Befragten wählte diesen Wirtschaftsraum als eine von zwei Top-Präferenzen. Im Gegensatz dazu belegten das Vereinigte Königreich und Irland im letzten Jahr den sechsten Platz und wurden lediglich von 19 Prozent der Befragten in die Kategorie der zwei Top-Regionen gewählt. Die iberische Halbinsel und die Benelux-Länder liegen gemeinsam auf dem zweiten Platz: 29 Prozent der Dealmaker zählen diese Geografien zu den zwei Top-Regionen, für die im kommenden Jahr ein M&A-Wachstum erwartet wird. In Mittel- und Osteuropa (38 Prozent) und Italien (30 Prozent) erwarten die meisten Dealmaker dagegen das geringste Wachstum der M&A-Aktivitäten. 

Angesichts der Unsicherheiten in der europäischen M&A-Landschaft bleiben die Branchenakteure vorsichtig und versuchen, Chancen zu nutzen und gleichzeitig Herausforderungen effektiv zu bewältigen. Der weitere Weg wird vom Zusammenspiel der wirtschaftlichen Bedingungen, der regulatorischen Entwicklungen und der sich verändernden Marktstimmungen abhängen.

Dr. Malte Bruhns, Leiter der internationalen CMS Corporate/M&A Group, fügt an: „Die Käufer sind angesichts höherer Finanzierungskosten und unsicherer Wirtschaftsaussichten vorsichtiger geworden, was die Preise anbelangt, die sie für Unternehmen zu zahlen bereit sind. Verkäufer müssen hier ihre Erwartungen noch anpassen. Dennoch gibt es viele Gründe, die Aussichten für M&A-Transaktionen in Europa mittel- und langfristig optimistisch zu sehen. Dazu gehören die anhaltende Nachfrage nach TMT-Transaktionen, die starken Inbound-Investitionen und das Wachstum des privaten Kapitals in Europa, das die Deals in Gang halten wird.“

Methodik

Im zweiten Quartal 2023 befragte Mergermarket Führungskräfte von 240 Corporates und 90 Private-Equity-Unternehmen in Europa, Nord- und Südamerika sowie im asiatisch-pazifischen Raum zu ihren Erwartungen an den europäischen M&A-Markt im kommenden Jahr. Von den 330 befragten Führungskräften haben 70 Prozent ihren Hauptsitz in Europa, während die restlichen 30 Prozent sich gleichmäßig auf Nord- und Südamerika sowie den asiatisch-pazifischen Raum verteilten. 85 Prozent aller Befragten waren in den letzten zwei Jahren an einer M&A-Transaktion beteiligt und 81 Prozent planen im kommenden Jahr eine M&A-Transaktion. Alle Antworten sind anonymisiert und die Ergebnisse werden als Gesamtwerte dargestellt.

Den kompletten CMS European M&A Outlook 2024 können Sie hier lesen.

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