Frankfurt/Main – Private-Equity-Häuser wären eigentlich dafür prädestiniert, in SPACs zu investieren. Allerdings: PE-Investoren glauben nicht an sie. Denn sie wären auch die Leidtragenden, sobald ein boomender SPAC-Markt ihren Dealflow reduzieren würde. So glaubt die überwiegende Anzahl der im Rahmen des Panels befragten PE-Investoren aus dem deutschen Mittelstand, dass sich der weltweite SPAC-Boom nicht auf den deutschen M&A- und Private-Equity-Markt auswirken wird. Das ist ein Ergebnis des zweiten Private Equity Panels in diesem Jahr, für das die Wirtschaftskanzlei CMS Deutschland und das Magazin Finance zweimal jährlich mehr als 50 verschiedene Private-Equity-Häuser aus dem deutschen Mittelstand befragen. Die Ergebnisse des aktuellen Private Equity Panels zeigen auch, dass rund 84 Prozent der Befragten SPACs nicht als Konkurrenz um M&A-Targets bewerten.
Genauso kritisch fällt die Beurteilung der Befragten aus, selbst als Investor oder Berater in das SPAC-Business einzusteigen. Etwa drei Viertel (72 Prozent) erteilen dem Geschäftsfeld SPACs als Investor oder Berater eine Absage. Nur 16 Prozent können sich vorstellen, SPAC-Berater oder -Investor zu werden, lediglich zwölf Prozent könnten sich beides vorstellen. „Auch wenn SPACs global betrachtet die nächsten Jahre eine relevante Größe bleiben werden, bleibt die Skepsis in Deutschland weiter hoch. In der aktuellen Situation ist ein echter Exit über einen SPAC auch nur schwer umzusetzen“, kommentiert Dr. Jacob Siebert, Partner der Kanzlei CMS.
Hohe Kaufpreise bei gleichzeitigem Überangebot an Finanzierungsmitteln
Derzeit bewerten die Befragten die Attraktivität der Kaufpreise mit nur 3,8 Punkten auf einer Skala von 1 bis 10. Das spricht für sehr hohe Kaufpreise. Selbst kurz vor Ausbruch der Coronapandemie lag die Einschätzung bei 4,0 Punkten, was weniger ambitioniert war als der derzeitige Wert. „Obwohl die Bewertungen schon länger sehr herausfordernd sind, kommt es immer häufiger vor, dass kurz vor Ende eines Bieterverfahrens doch noch ein Investor noch einmal ordentlich beim Preis nachlegt und damit alle anderen Bieter aus dem Rennen wirft. Gemessen am Kapital, das investiert werden muss, gibt es einfach nicht genügend geeignete Targets“, kommentiert Dr. Tobias Schneider, Partner der Kanzlei CMS.
Auf der anderen Seite bewerten die befragten PE-Manager die Verfügbarkeit von Deal-Finanzierungen als sehr günstig. Die Debt-Verfügbarkeit wird derzeit mit 8,48 Punkten bewertet, was den dritthöchsten Wert seit Beginn des Panels im Jahr 2010 darstellt. Damit befindet sich der Wert über dem vor der Krise im Herbst 2019. Damals lag er bei 7,96 Punkten. Ebenso liegen die Finanzierungskonditionen mit einem Wert von 7,32 Punkten über dem Vorkrisenniveau (6,96 Punkte). „Wir erleben seit einiger Zeit ein erhebliches Überangebot an Finanzierungsmitteln, wie hier schon verschiedentlich berichtet. Und auch jetzt ist noch nicht abzusehen, wann sich dies ändert. Insofern bleiben die Ampeln auf Grün für Transaktionen“, kommentiert Dr. Jacob Siebert, Partner der Kanzlei CMS.
Boombranchen lassen leicht nach
Bisher drängten so gut wie alle Investoren in asset-leichte Unternehmen aus wenig konjunktursensiblen Branchen. Insbesondere die Bereiche Healthcare, Software/IT und Dienstleistungen waren besonders beliebt. Dies scheint sich nun abzuschwächen: Zwar liegen die Bereiche Software/IT und Healthcare weiterhin vorne. Dennoch fällt die Software-Branche leicht von 8,94 (Frühjahr 2021) auf 8,8. Auch Healthcare verliert gegenüber dem Frühjahr (8,62) und erreicht im Herbst 2021 den Wert 8,36. Der Wert 10 markiert hierbei die Attraktivität als Investmentziel als sehr attraktiv.
Deutlich zulegen konnten dagegen eher unattraktive Branchen: Die Automotive-Branche verbesserte sich gegenüber dem Frühjahr 2021 von 2,56 auf 2,96 Punkte, die Baubranche konnte sogar einen Anstieg vom Wert 4,41 auf den Wert 4,41 verzeichnen und der Bereich Maschinenbau machte einen Sprung von 5,03 auf 5,36. „Die Boombranchen sind regelrecht überlaufen, erste PE-Investoren beginnen sich wieder nach anderen, klassischen Branchen umzusehen. Eine Trendwende sehen wir aber noch nicht“, so CMS-Partner Schneider.
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