Berlin/Frankfurt, 14. Januar 2021.
Immer mehr Kommunen in Deutschland wollen die Chancen der Digitalisierung nutzen und sich zu intelligenten Städten (Smart Cities) weiterentwickeln – und die Corona-Pandemie bietet hierzu noch einmal zusätzliche Anreize. Die sich aus dieser Entwicklung für Unternehmen ergebenden Chancen werden zunehmend erkannt. Vorreiter sind Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten. Das ist das Ergebnis einer wissenschaftlichen Studie im Auftrag der Kanzlei Noerr, für die 120 Entscheider in Unternehmen und Stadtverwaltungen befragt wurden.
Das Thema Smart City spielt für knapp 80 Prozent der befragten Unternehmen heute oder in Zukunft eine wichtige Rolle. 35 Prozent der Befragten gaben an, sich bereits mit Smart-City-Lösungen zu befassen. Von den 65 Prozent, die das derzeit nicht tun, erwarten jedoch mehr als zwei Drittel (68 Prozent), dass sich dies in den kommenden fünf Jahren ändern wird.
„Mit dieser Studie wurde erstmals untersucht, inwieweit das Thema Smart City auf Unternehmensebene eine strategische Rolle spielt und welche technischen, wirtschaftlichen sowie rechtlichen Hindernisse bei der weiteren Entwicklung noch überwunden werden müssen“, sagte Dr. Holger Schmitz, Co-Leiter Regulierung & Governmental Affairs bei Noerr. „Wir freuen uns sehr, dass wir mit dieser empirischen Untersuchung einen Beitrag für die systematische Weiterentwicklung von Smart-City-Konzepten auf wissenschaftlicher Basis leisten konnten“, so Schmitz weiter.
Energie, Mobilität, Quartiersentwicklung und Verwaltung – 95 Prozent der Befragten bewerten die Vernetzung dieser Bereiche als entscheidende Voraussetzung für die Smart City. Eine Mehrheit der Unternehmen sieht die Digitalisierung als Chance, über den Austausch von mobilen Daten vernetzte, nachhaltige und ressourcenschonende Geschäftsmodelle zu entwickeln.
Fehlender einheitlicher Rechtsrahmen
Neben Fragen zum Datenschutz und zur Datenhoheit betrachtet eine Mehrheit der Befragten rechtliche Aspekte als eine große Herausforderung bei der weiteren Entwicklung von Smart-City-Konzepten. Dies betrifft beispielsweise die Speicherung von Strom oder die digitale Daseinsvorsorge. Als weitere rechtliche Herausforderungen nannten die Befragten Ausschreibungen und Vergabeverfahren. Tatsächlich sei der Rechtsrahmen kaum auf innovative Geschäftsbereiche ausgerichtet, die aufgrund ihres Vernetzungscharakters mehrere Rechtsgebiete gleichzeitig berühren, sagte Prof. Dr. Florian Koch. Der Professor für Immobilienwirtschaft mit Schwerpunkt Stadtentwicklung und Smart Cities an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin hat die Studie im Auftrag von Noerr erstellt.
Große Unternehmen schreiten voran
Weiteres Ergebnis der Untersuchung: Smart-City-Vorreiter sind vor allem Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten – sie halten das Thema für strategisch relevant, und deshalb haben viele Großunternehmen bereits ihre Managementstrukturen angepasst, Tochtergesellschaften gegründet und Wissen bzw. technologische Lösungen durch Zukäufe von Startups oder durch Kooperationen erworben.
Dagegen setzen kleinere Unternehmen mangels entsprechender Kapazitäten oder Umsatzerwartungen zurzeit fast ausschließlich auf die Zusammenarbeit mit Smart-City-Dienstleistern. Unabhängig von der Unternehmensgröße herrscht weitgehende Einigkeit darüber, dass die Aspekte Modernisierung, Optimierung der Verkehrsflüsse, Erhöhung der Energieeffizienz sowie gesamtheitliches Stadtentwicklungskonzept für eine Smart City prägend sind.
Mehr als 80 Prozent der Befragten sehen in der Entwicklung zu Smart Cities für Unternehmen und Kommunen großes Potenzial im Hinblick auf Effizienz, Komfort, Information, Kommunikation und Nachhaltigkeit. Seltener wurden die Aspekte Sicherheit (58 Prozent) und Lebenshaltungskosten (35 Prozent) genannt. Energie, Mobilität und Infrastruktur sind die Branchen, die für Smart City sehr relevant bzw. relevant sind (>80 Prozent). Für E-Government und Immobilien sehen 60 Prozent bzw. 50 Prozent der Befragten Potenzial.
Die Chancen, die Smart Cities für Unternehmen bieten, liegen in einer horizontalen Vernetzung von vertikalen Handlungsfeldern – zum Beispiel durch die Verknüpfung von Energie, Mobilität und Stadtteilentwicklung. „Solche Verbindungen sind für die Umwandlung zu intelligenten Städten entscheidend“, betonte Holger Schmitz. Gefordert sei ein ganzheitlicher Ansatz zur Vereinigung der einzelnen Visionen und Ziele für Smart Energy („intelligente sichere Versorgung von Städten mit erneuerbaren Energien“), Smart Mobility („intelligente und nachhaltige Mobilität im Einklang mit den städtischen Gegebenheiten“), E-Government („eine bürger- und unternehmensfreundliche digitale Verwaltung“) und Quartiersentwicklung („hohe Lebensqualität durch intelligente Technologien“). „Nur dann wird es gelingen, das System Stadt digital neu zu denken, um die Lebensqualität der Bewohner entscheidend zu verbessern und dabei Ressourcen zu sparen“, sagte Schmitz. Insofern ist eine Smart City mehr als die Summe der einzelnen Teile.
Die Studie steht hier zum Download zur Verfügung.
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Matthias Schulte
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